Regeln für das Gruppengespräch nach der Methode der
„Themenzentrierten Interaktion“ (Ruth Cohn) in der FSH
Sei Dein eigener Vorsitzender:
Bestimme in einer Diskussion selbst, was Du reden willst. Sprich oder schweige, wann Du es willst! Versuche, in einer Diskussionsrunde das zu geben und zu empfangen, was Du selbst geben und erhalten willst. Sei Dein eigener Vorsitzender und richte Dich nach Deinen Bedürfnissen im Blick auf das Thema und darauf, was immer für Dich sonst wichtig sein mag.
Du hast die Verantwortung, was Du aus einer Diskussion machst. Es tut keinem außer Dir weh, wenn Du die Diskussion für Dich ungenutzt lässt. Du brauchst Dich nicht zu fragen, ob das, was Du willst, den anderen Gruppenmitgliedern vielleicht nicht passt. Sag einfach, was Du willst, die anderen sind auch ihre eigenen Vorsitzenden und werden Dir schon mitteilen, wenn sie etwas anderes wollen als Du.
Experimentiere mit Dir:
Frage Dich, ob Du Dein Verhalten zeigst, weil Du es wirklich willst, oder ob Du Dich eigentlich anders verhalten willst, es aber nicht tust, weil Dir das Angst macht. Versuche öfter, neues Verhalten auszuprobieren und riskiere das kleine aufregende Kribbeln, das dabei auftauchen kann. Dieses Kribbeln ist ein guter Anzeiger dafür, dass Du für Dich ungewohntes Verhalten ausprobierst.
Beachte Deine Körpersignale:
Um besser herauszubekommen, was Du im Augenblick fühlst und willst, horche in Deinen Körper. Er kann Dir oft mehr über Deine Gefühle und Bedürfnisse erzählen als Dein Kopf
Störungen haben Vorrang:
Unterbrich das Gespräch, wenn Du nicht wirklich teilnehmen kannst, z.B., wenn Du gelangweilt, ärgerlich oder aus einem anderen Grund unkonzentriert bist. Ein „Abwesender“ verliert den Nutzen der Gruppe.
Wenn eine solche Störung behoben ist, wird das unterbrochene Gespräch entweder wieder aufgenommen werden oder mit einem anderen im Augenblick wichtigeren Thema weiter gemacht.
„Ich” statt „man” oder „wir”:
Sprich nicht als „man” oder „wir”, weil Du Dich hinter diesen Sätzen zu gut verstecken kannst und die Verantwortung nicht für das zu tragen brauchst, was Du sagst. Zeige Dich als Person und sprich als „ich”. Sprichst Du von „man“ oder „wir“, beziehst Du automatisch andere mit ein, ohne zu wissen, ob sie das wünschen.
Eigene Meinung statt Fragen:
Wenn Du eine Frage stellst, sage, warum Du sie stellst. Auch Fragen sind oft eine Methode, sich und seine eigene Meinung nicht zu zeigen. Außerdem können Fragen oft ausforschend wirken und den anderen in die Enge treiben. Äußerst Du aber Deine Meinung, hat der andere es viel leichter, sich Deiner Meinung anzuschließen oder Dir zu widersprechen.
Sprich direkt:
Wenn Du jemandem aus der Gruppe etwas mitteilen willst, sprich ihn direkt an und zeige ihm durch Blickkontakt, dass Du ihn meinst. Sprich nicht über einen Dritten zu einem anderen und sprich nicht allgemein zur Gruppe, wenn Du eigentlich einen bestimmten Menschen meinst.
Gib Feedback, wenn Du das Bedürfnis hast:
Löst das Verhalten eines Gruppenmitgliedes angenehme oder unangenehme Gefühle bei Dir aus, teile es ihm sofort mit und nicht erst in der dritten Runde. Frage dazu, ob er von Dir jetzt ein Feedback möchte und folge seinem Wunsch.
Wenn Du Feedback gibst, sprich nicht distanziert über das Verhalten des anderen, denn Du kannst nicht wissen, ob Du ihn objektiv und realistisch wahrgenommen hast.
Sprich nicht in einer bewertenden und urteilenden Weise. Vermeide Interpretationen und Spekulationen über den anderen.
Sprich einfach von den Gefühlen, die durch das Verhalten des anderen bei Dir ausgelöst werden. Danach kannst Du versuchen, das Verhalten des anderen so genau und konkret wie möglich zu beschreiben, damit er überhaupt begreifen kann, welches Verhalten Deine Gefühle ausgelöst hat.
Lass dabei offen, wer der „Schuldige“ an Deinen Gefühlen ist. Du benötigst dabei keine objektiven Tatsachen oder Beweise, Deine subjektiven Gefühle genügen, denn auf diese hast Du ein unbedingtes Recht.
Wenn Du Feedback bekommst, höre erst ruhig zu:
Wenn Du Feedback bekommst, versuche nicht gleich, Dich zu verteidigen oder die Sache „klarzustellen“. Denk daran, dass Dir hier keine objektiven Tatsachen mitgeteilt werden können, sondern subjektive Gefühle des anderen. Erkenne an, dass Dein Gesprächspartner Dir sein Problem erzählt, das er mit Dir hat. Diese Haltung wird Dir helfen, ruhig zuzuhören und zu prüfen, ob Du auch richtig verstanden hast, was er meint.
Es kann nur einer zur gleichen Zeit reden:
Es darf jeweils nie mehr als einer reden. Wenn mehrere Personen auf einmal sprechen wollen, muss eine Lösung für diese Situation gefunden werden